Nix und nix isch zwoimol nix
INHALT
In der Großgemeinde Kisslegg tagt der Gemeinderat und beschließt, ein ganz modernes Gemeindezentrum zu bauen. Sogar die Presse staunt über diese großartige und zukunftsbezogene Planung: Sechsspurige Zufahrtsstraße, eine Spur fürs Volk, die zweite für den Gemeinderat, und die Dritte, eine Privatspur, fur den Bürgermeister. Sogar ein Hubschrauberlandeplatz ist vorgesehen. Den Eingangsbereich soll eine Glaskuppel krönen, gleich einem Fußballstadion. Der Sitzungssaal wird wie eine Bienenwabe, da die Gemeideratssitzungen später als Videokonferenz abgehalten werden sollen. Für jedes Ratsmitglied ist eine eigene Loge mit Sofa, Kühlschrank und Minibar vorgesehen. Und wer soll das bezahlen? Darüber hat man sich weniger Gedanken gemacht. Ganz nach dem heutigen Motto der großen und kleinen Politik. Aber es gibt auch noch Schlauere als die Herren "Politiker"! Der Ortsvorsteher des Ortsteils Waltershofen kündigt die Mitgliedschaft in der Großgemeinde Kisslegg mit sofortiger Wirkung auf. Vier Wochen Widerspruchsfrist! In der öffentlichen Abstimmung sind nun alle Räte dafür, dass dem Antrag nicht stattgegeben wird, sondern durch eine mündliche Verhandlung eine Einigkeit erzielt werden soll, da die Waltershofer sehr gute Steuerzahler sind. Pro Forma, für das Gemeindearchiv, soll aber nun doch eine schriftliche Abstimmung gemacht werden. Und man staune: Plötzlich sind alle für die Waltershofer! Für eine Waltershofer Ausgemeindung! Wo bleibt da die Standhaftigkeit und das Rückgrat der Politik? Eine Korruptionswelle wird nun aufgedeckt - fast wie in der wirklichen Politik!
Sogar der Herr Landrat urteilt nach dem, von wo er die meisten Stimmen bekam. Die Waltershofer können nun ihre neuen Forderungen gegen die Großgemeinde Kisslegg widerspruchslos durchsetzen, und zwar nach der gestaffelten Beteiligung: Die Großgemeinde Kisslegg bekommt für die erste Forderung nix, fur die zweite Forderung gibt's das Doppelte, für die dritte das Dreifache, und so weiter.
Im Klartext: Nix und nix isch zwoimol nix!